Am 7. November 2024 fand eine bedeutende Podiumsdiskussion zur türkischen Außenpolitik und den türkisch-europäischen Beziehungen statt, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP) in Kooperation mit den Deutsch-Türkische Jungdiplomat*innen e.V. (DTJD). Die Veranstaltung, die in den Räumlichkeiten der DGAP in Berlin stattfand, bot eine Plattform für einen tiefgehenden Austausch über die komplexen und oft ambivalenten außenpolitischen Bestrebungen der Türkei.
Die Türkei, ein wichtiger Handelspartner Deutschlands, strategischer Partner Europas und bedeutender NATO-Verbündeter, steht im Fokus vieler geopolitischer Diskussionen. Die Podiumsdiskussion beleuchtete dabei die Rolle der Türkei als Vermittlerin im Ukraine-Konflikt, ihre Beziehungen zu Russland und ihre geopolitischen Ambitionen im Mittelmeerraum, Nahost und Zentralasien. Auch das Interesse der Türkei an einer BRICS-Mitgliedschaft wurde thematisiert.
Die Veranstaltung wurde von Koray Özbağci, Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des DTJD, moderiert. Auf dem Podium nahmen Dr. Daria Isachenko, Research Fellow am Centre for Applied Turkey Studies (CATS) der Stiftung Wissenschaft und Politik, und Daniel Riccò, stellvertretender Leiter des Länderreferats Türkei im Auswärtigen Amt, Platz. Beide Experten brachten wertvolle Einblicke und Perspektiven in die Diskussion ein.
Ein besonderer Fokus lag auf der Kooperation der Türkei mit Deutschland und Europa sowie anderen westlichen Verbündeten. Die Diskussion umfasste sowohl die Herausforderungen als auch die Potentiale, die sich aus diesen Beziehungen ergeben. Dabei wurde ein differenzierter Blick auf die russisch-türkischen und deutsch-türkischen Beziehungen geworfen.
Obwohl zwischen Russland und der Türkei zahlreiche Krisen bestanden, wie die Tötung türkischer Soldaten in Syrien, der Abschuss eines russischen Kampfjets und die Ermordung des russischen Botschafters in der Türkei, konnten beide Länder diese Krisen managen. Trotz unterschiedlicher Werte agieren beide Länder interessenbasiert und finden zumeist tragbare Lösungen, da sie die Interessen des Gegenübers verstehen und mitdenken. Aufgrund der aktuellen Isolation Russlands ist jedoch die Abhängigkeit Russlands von der Türkei größer als umgekehrt. Inwieweit diese Art der Beziehung auf andere bilaterale Beziehungen übertragbar ist, bleibt fraglich.
Im Gegensatz dazu sind die deutsch-türkischen Beziehungen durch eine tiefere gesellschaftliche Bindung und die Gastarbeitermigration geprägt. Innenpolitische Themen in beiden Ländern betreffen einander und erfordern öfter Stellungnahmen. Dies bietet auch ein enormes Polarisierungspotential. In Deutschland leben offiziell 1,5 Millionen Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft, was die enge und Komplexität der Verbindung zwischen beiden Ländern unterstreicht.
In der türkischen Außenpolitik zeigt sich, dass die Türkei nicht an einseitigen Beziehungen interessiert ist. Sie bemüht sich, Verbindungen zu allen Seiten zu unterhalten, sei es mit den BRICS-Staaten, der EU, der NATO, Russland oder durch Aktivitäten in Afrika.